Fahrraddemo: Rettet Hamburgs Natur – Stoppt den Flächenfraß!

Am 17. Juni 2023 („Langer Tag der Stadtnatur“)

Wachsende Stadt = Wachsender Flächenfraß

Hamburgs Politik und Wirtschaft halten noch immer an dem veralteten, neoliberalen Konzept der „Wachsenden Stadt“ fest: Es sollen weiterhin Gewerbe angesiedelt und jährlich 10.000 neue Wohnungen gebaut werden. Auf der begrenzten Fläche Hamburgs führt das zwangsläufig zu weiterer Flächenversiegelung und damit zur Zerstörung einer Stadt, in der Menschen gesund leben könnten. Hamburg ist bereits zu 39% versiegelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden Naturflächen in der Größe von mehr als 200 Fußballfeldern vernichtet.

Auch für die gesetzlich vorgesehenen Ausgleichsflächen ist innerhalb Hamburgs kein Platz mehr. Sie werden in benachbarte Bundesländer ausgelagert. Aus bis zu 40 km Entfernung haben sie keinerlei Einfluss auf das lokale Mikroklima in der Stadt und sind für die Naherholung der Anwohner:innen unerreichbar. Zudem fehlen die Flächen den Nachbarländern für den Lebensmittelanbau. Ackerland und Forste sind für die ansässigen Landwirt:innen kaum noch bezahlbar. Außerdem: Kein künstlich angelegtes Biotop kann ein natürlich gewachsenes Ökosystem ersetzen!

Aber wir brauchen doch Wohnungen …?!

Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum. Seit 2011 sind die Mieten um 27 % gestiegen, gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Sozialwohnungen um 22.453. Die Neubauprojekte kapitalistischer Investor:innen führen weder zu einer Verringerung der Mieten noch zu mehr Sozialwohnungen. Im Gegenteil: Spekulationen mit Wohnraum sind Teil des Problems. Dennoch hält Hamburg an seiner Neubaustrategie fest.

Es gibt in Hamburg leerstehende (Zweit-)Wohnungen und große ungenutzte Büro-, Gewerbe-, Industrie- und Hafenflächen, die für Wohnraum genutzt werden können. Aber statt Investor:innen dazu zu zwingen, bestehende Gebäude und schadstoffbelastete Böden zu sanieren, werden ihnen städtische Grünflächen zur Bebauung gegeben. Weil es schlicht billiger ist, Natur zu vernichten als Brachflächen und Leerstand zu nutzen.

Die Klimakrise ist da! Ja, auch bei dir.

In Großstädten spüren wir schon jetzt die Klimaerhitzung deutlich stärker. Mit der Lufttemperatur steigt auch die Schadstoff- und Feinstaubbelastung. Die aktuell prognostizierte globale Erhitzung um durchschnittlich bis zu 3 °C bedeutet nicht „wärmere Sommer“ sondern Konzentrations- und Schlafstörungen, Herz-, Kreislauf- und Lungenerkrankungen sowie Hitzetote.

Jeder Baum, jede Grünfläche, jeder See und jeder Quadratmeter Moor verringert die globale Klimaerhitzung. Sie verbessern das Mikroklima und reinigen die Luft in unseren Städten. Bäume kühlen die Umgebung durch Schattenwurf und Verdunstung um bis zu 10 Grad.

Die Stadtnatur ist unsere natürliche, kostenlose Klima- und Luftfilter-Anlage. Sie ist der Lebensraum für zahllose Tiere und Pflanzen. Mitten in der globalen Klimakrise und dem weltweiten Artensterben ist es unverantwortlich, intakte Ökosysteme und jahrzehntealten Baumbestand zu zerstören – egal, wo, egal, wie klein! In einer zukunftsfähigen, gesunden Stadt brauchen wir jeden Baum, jede Hecke und jede Wiese.

Was wollen wir? Umweltgerechtigkeit!

Bauprojekte zulasten der Stadtnatur werden häufig in industriell geprägten, von Armut und Migration betroffenen Stadtteilen durchgesetzt. Menschen, die ohnehin größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind, wird das letzte Stück Natur geraubt. Ihnen fehlen oft die finanziellen und partizipatorischen Möglichkeiten, sich gegen die Entgrünung und Gentrifizierung ihrer Stadtteile zu wehren. Sie haben kein Geld für Anwält:innen oder Gutachter:innen übrig. Die Bewohner:innen ohne EU-Staatsangehörigkeit dürfen bei Bürger- und Volksbegehren nicht mitstimmen.

Die politischen Strukturen Hamburgs führen zur Umwelt-Ungerechtigkeit. Wir stellen diesen gegenwärtigen Parlamentarismus, der sich mit Alibi-Bürgerbeteiligung einen demokratischen Anstrich verleiht, vorrangig jedoch Kapitalinteressen vertritt, in Frage.

Wir fordern:

• Sofortiger Planungsstopp für alle Bauprojekte, die Naturflächen versiegeln

• Langfristiger Erhalt aller Naturräume in Hamburg, Einhaltung der „Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie“ der EU

• Nachhaltige Lösungen für bezahlbaren Wohnraum, z. B. Ausweisung von ungenutzten Gewerbe- und Industrieflächen für den Wohnungsbau, Sanktionen gegen (Zweit-)Wohnungsleerstand, mehr genossenschaftliche und geförderte Wohnungen, Umwandlung leerstehender Bürogebäude in Wohnhäuser

• Umweltgerechtigkeit: klimaangepasste, gesunde Lebensräume und erreichbare Naturflächen für alle Menschen

• Priorität von Klima-, Arten- und Gesundheitsschutz gegenüber Verkehr, Wirtschaft und Eigentum bei der „politischen Interessensabwägung“

Hamburg muss endlich Verantwortung für seine Ökobilanz und ein gesundes Mikroklima übernehmen.

Bündnis „Rettet Hamburgs Natur“

Wilder Wald bleibt! (Wilhelmsburg): 10 ha seltener Pionierwald sollen für neue Wohnungen und Gewerbe gerodet werden

Nein zu Oberbillwerder: Mehr als 160 ha Marschlandschaft sollen für Neubauten zerstört werden und jahrzehntealter Baumbestand der Straßenanbindungen weichen

Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald (Finkenwerder): 45 ha seltener Pionierwald sollen für die Hafenerweiterung abgeholzt werden

Rettet das Diekmoor (Langenhorn): 16 ha Landschaftsschutzgebiet sollen für 700 Wohnungen trockengelegt werden.

Initiative Sternbrücke (Altona): Für den Neubau der Sternbrücke sollen 90 Straßenbäume gefällt werden.

Wir setzen uns für den Erhalt aller Grünflächen und Naturräume in Hamburg ein und unterstützen das Volksbegehren Rettet Hamburgs Grün.

ir setzen uns für den Erhalt aller Grünflächen und Naturräume in Hamburg ein und unterstützen das Volksbegehren Rettet Hamburgs Grün.