Flut-Rundgang am 17. Februar 2018
Gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen erinnerten die Waldretter daran, dass der Pionierwald am Ernst-August-Kanal nicht nur ein wertvolles Stück Natur ist, sondern auch eine historische Bedeutung besitzt.
Die heutige Gestalt der Ufer und des Geländes rund um den Ernst‐August‐Kanal ist die unmittelbare Folge eines Ereignisses der jüngeren Wilhelmsburger Geschichte: Am Spreehafen brachen bei der Flut am 16./17. Februar 1962 mit entsetzlicher Schnelligkeit die Deiche. Wo heute der Park am Kanal ist, lebten damals Menschen in Gartenlauben und Behelfsheimen, so tiefliegend, dass das Wasser nach den Deichbrüchen mit großer Macht einströmte wie in eine Badewanne. Eine Katastrophe, die zahlreiche Menschenleben kostete.
In der Folge wurden Teile des Überflutungsgebiets zu einem Park gestaltet, andere seit 1962 in Ruhe gelassen. So entstand unter anderem der naturbelassene Pionier‐Auwald.
„In dem Wald hängen die Bäume voller Tränen“, sagte Zeitzeugin Rita Wodniczak, „und auf jeder Träne steht ein Name.“ Wie viele ältere Menschen aus Wilhelmsburg kann sie sich noch genau an jene Nacht erinnern – und wie derzeit manch andere ist es ihr ein Anliegen, auf die besondere Geschichte des zukünftigen Baugrunds für das geplante „Spreehafenviertel“ aufmerksam zu machen. Ihrer Ansicht nach sollte der Wald als natürlicher Gedenkort unbedingt erhalten bleiben. Auf unserem Blog hat Rita Wodniczak dazu einen Offenen Brief an die Bebauungsplaner geschrieben.